Yoga hier – Yoga dort. Kaum eine andere “Sportart” steht mehr für modernen Lifestyle und Gesundheit als Yoga. In Berlin sprießen die Studios nur so aus dem Boden, jeder kennt mindestens eine Person im Umfeld, die eine Yogalehrer:innen-Ausbildung gemacht hat oder zumindest regelmäßig praktiziert. Aber WAS ist Yoga eigentlich? Und für WEN ist Yoga geeignet? Und warum ist Yoga so populär?
Woher kommt Yoga?
Der Begriff Yoga und damit verbunden die Philosophie des Yoga, stammen aus Indien und wird bereits seit mehr als 4000 Jahren von Lehrern an ihre Schüler weitergegebene. Ursprünglich ausschließlich den Männern vorbehalten, gilt Yoga heute vor allem als sehr angesagt bei Frauen. Damit sollte das erste Klischee schon passé sein – Yoga ist für jede:n geeignet, egal welchen Geschlechts. Das Wort Yoga, aus dem Sanskrit stammend, bedeutet im übertragenen Sinne “Vereinigung”. Gemeint ist dabei die Einheit von Körper, Geist und Seele. Und genau das macht es so zeitlos und in der heutigen Zeit aktueller denn je.
Der moderne Blick auf Yoga
Das was sich auf Instagram & Co. als Yoga präsentiert, super bewegliche Haltungen, schlanke und strahlende junge Menschen oder akrobatische Höchstleistungen im Handstand, ist nur ein minimaler Teil der gesamten Yoga Philosophie und zeigt damit ein sehr verzerrtes Bild. Diese Wahrnehmung kann schnell zu dem Satz führen “Ich bin nicht beweglich genug um Yoga zu praktizieren” und hält viele Menschen davon ab, sich näher mit dem Thema Yoga zu beschäftigen. Dabei ist es genau umgekehrt, durch Yoga kannst du deine Beweglichkeit verbessern, was allerdings auch nur eine Vorbereitung auf die Kern-Übung des Yoga sein soll – Meditation. Denn nach yogischer Philosophie erlangst du die angestrebte Einheit von Körper, geist und Seele am besten durch Meditation, den Fokus auf den gegenwärtigen Moment und das Loslösen vom Gedankenkarussell.
Die Yoga Sutras und acht Stufen zur Einheit
Das Angenehme an der Yoga Philosophie ist, dass es zwar Grundlagen und alte Schriften, die sogenannten Yoga-Sutras gibt, diese dürfen jedoch lediglich als Orientierung genutzt werden und so kann sich jeder Mensch seine ganz eigene und individuelle Praxis kreieren. Neben der körperlichen, sogenannten Asana-Praxis, gibt es noch sieben weitere Bereiche, welche zur Einheit von Körper, Geist und Seele beitragen:
- Yama – Selbstkontrolle im Sinne von Rücksichtnahme, Zugewandtheit, Wahrhaftigkeit, Wertschätzung von Eigentum (materiell und geistig), Weisheit
- Niyama – Einschränkung, Reinheit (körperlich und geistig), Bescheidenheit, Ausdauer und Disziplin, (Selbst-)Reflexion, Vertrauen
- Pranayama – Zusammenführung von Körper und Geist durch bewusste Atemübungen
- Pratyahara – bewusste Wahrnehmung über die Sinne Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen sowie des Geistes
- Dharana – Konzentration auf ein Objekt, ein Mantra oder die Atmung um den Geist zu fokussieren
- Dhyana – Versenkung in der Meditation und damit das Loslösen vom Ego
- Samadhi – hierbei handelt es sich um den Bewusstseins-Zustand, der erreicht werden kann, wenn der Mensch sich voll und ganz vom Denken löst und Körper, Geist und Seel in Einklang sind. Dieser Zustand wird beschrieben als etwas, dass über Wachen, Träumen und Tiefschlaf hinausgeht.
Wie fängst du am besten an?
Je nach Schule und Lehrer:innen werden diese acht Stufen des Yoga mehr oder weniger streng praktiziert. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch, sondern um die Frage “Was tut mir wirklich gut?”. Wenn du das Gefühl hast, Konsum überfordert dich, dann beschäftigst du dich vielleicht intensiver mit Yama und Niyama. Wenn du deinem Körper etwas Gutes tun willst und beweglicher werden möchtest, ist Asana sicher etwas was dir dabei helfen kann. Und natürlich kannst du dich auch Stück für Stück an andere Praktiken annähern. Das Wichtigste dabei ist es, auf den eigenen Körper und Geist zu hören. Du bestimmst dein Tempo und die Intensität. Die Philosophie des Yoga besteht darin, lebenslang zu lernen und jede Erfahrung als Geschenk anzuerkennen etwas Neues über dich zu lernen. Wenn du mehr dazu lesen möchtest oder du dich austauschen willst zum Thema Yoga im Alltag leben, gibt es eine Vielzahl an Angeboten sowohl online als auch offline. Auch der Besuch einer Yoga-Klasse im Studio und der Austausch mit den Yoga-Lehrer:innen ist ein schöner Weg, sich dem Thema Yoga im Alltag zu nähern. Wenn du gleich tief in die Philosophie des Yoga einsteigen möchtest, kannst du dich mit den Sutras von Patanjali direkt beschäftigen, die Bhagavad Gita lesen, eines der zentralen Werke im Yoga.
Viel Freude beim Entdecken deines ganz persönlichen Weges ins Yoga.
Text: Felix George